Als es mit WhatsApp vor etwa 10 Jahren möglich wurde statt SMS einfach über
das Internet Nachrichten über ein smartphone oder sogar manches Handy zu
versenden war das schon eine kleine revolution.
Damals wie heute lag der Preis für eine SMS bei einem Prepaidanbieter zwar schon
unter 10 Cent dennoch konnte ma sich als Vielschreiber natürlich auf einmal
eine SMS-Flat sparen.
Werbeblock endeBevor ich WhatsApp verwendete hatte ich auf meinem
Samsung Galaxy S einen
Multi-Messenger installiert.
Damit konnte ich sowohl mit meiner cousine in Neuseeland
MSN als auch mit anderen Freunden über
ICQ chatten.
Ich hätte damit auch jabbern können, tat ich aber noch nicht.
Warum erzähle ich das hier?
Ich Möchte damit nur zeigen, dass es auch vor WhatsApp möglich war
Instant-Messaging auf Mobiltelefonen zu benutzen.
Ich bin aktuell nicht mehr up to date, ob es noch gute Multimessanger
für Smartphone gibt, das liegt einfach daran, dass ich im wesendlichen nur
noch zwei Instant-Messaging Dienste benutze: XMPP alias Jabber und SMS / MMS.
Beruflich kommt da natürlich noch so was wie "Skype for Buisiness" hinzu,
da funktioniert die Nachrichtenverteilung zwischen Arbeitslaptop und Smartphone
App aber so schlecht, dass ich es am Smartphone nur für den Fall der Fälle
installiert habe.
In den Augen vieler ist das Gerede von Jabber nur ein weitere Trend für
Instant Messaging, der sich aber nicht durchsetzen wird.
Wichtig hierbei ist aber anzumerken , dass XMPP kein neues Protokoll ist
Es wurde als Offene Alternative zu Diensten wie dem Yahoo Messanger geschaffen,
so alt ist es. Als es spezifiziert wurde, gab es noch Computer
mit Diskettenlaufwerken und die wurden manchmal sogar noch verwendet.
Im laufe der Zeit gab es unzählige neue Ideen was man mit diesem Protokoll
machen könnte. Ganz so wie HTTP sehr schnell nicht nur für den aufruf von
Webseiten sondern auch für die Bereitstellung von APIs verwendet wurde ging es
auch bei XMPP. So gibt es tatsächlich die möglichkeit XMPP auch im Bereich der
Systemautomatisierung als Nachrichtendienst für die Maschine zu Maschine
Kommunikation einzusetzen.
Und auch als Messaging-Protokoll für die Kommunikation von Mitarbeiten und Gruppen
konnte sich XMPP bereits vor WhatsApp etabliert. Einsatz finden hier
Closed-Source Lösungen von Herstellern wie Oracle oder Cisco aber auch
Open-source Produkte teilweise mit entsprechenden Enterprise Support Lizenzen
wie
ejabberd von Process-One.
Den meisten, wenn nicht sogar all diesen Produkten ist gemeinsam, dass Sie so
konfiguriert werden können oder sogar by default so konfiguriert sind, dass eine
Kommunikation mit Servern anderer Hersteller und Betreiber möglich ist.
Und da wären wir bei einem der Hauptgründe , warum ich keine Dienste wie WhatsApp
oder signal mehr verwende:
1. keine Interoperabilität / Dezentralität
Man stelle sich vor Facebook, MySpace, MeinVZ und co. hätte es schon gegeben,
als E-Mail zwar bereits seit einem Jahrzehnt funktionierte und von Profis
verwendet wurde, sich aber noch nicht jeder eine E-Maild Adresse bei einem
Anbieter des Vertrauens eingerichtet hätte und mit dem Mailprogramm der
Wahl verwenden würde.
Ich kann mir gut vorstellen, dann hätten wir nichtmal einen positiven Vergleich.
Es könnte gut sein, dass wir dann davon reden würden dass man halt Facebook
bräuchte um mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben. OK, es gibt leute die das
tatsächlich behaupten / glauben, aber da jeder eine Mail-Adresse hat und die
Mail-Adressen der Verwandschaft und Freunde kennt ist diese Behauptung halt nicht
wirklich haltbar.
WhatsApp Signal und Co. sind für Instant-Messaging das, was Facebook, MeinVZ und
Co. für elektronische Post hätten sein können.
Wenn ich mich für einen Dienst wie WhatsApp entscheiden würde hätte ich einen
sehr starken Anbieter Lock-In Effekt.
Ich kann von Vodafone aus eine SMS zu einem Amerikaner mit Verizone
Vertrag schreiben, entsprechende liquidität meinerseits vorrausgesetzt.
Mein Sohn kann von seiner Adresse bei mailbox.org eine E-Mail an meine Adresse
bei t-online.de schreiben.
Entsprechende Zeitliche und finanzielle Ressourcen vorausgesetzt könnte ich sogar
einen eigenen Mailserver betreiben, der seinerseits auch mit den meisten anderen
Mail-Servern kommunizieren kann.
Und das führt uns gleich zu einem Moralischen Grund:
2. Sozialer druck / zwang
Wenn ich jemandem eine E-Mail schreiben möchte muss ich der Person eher nicht
sagen, dass sie sich dafür bitte bei GMX oder mailbox.org oder gmail.com
registrieren möge.
Es gibt natürlich fälle in denen spezielle Accounts wie die von protonmail für
beide seiten wünschenswert, weil bequem sind. Ende zu Ende Verschlüsselung wäre
aber Anbieter unabhängig auch anderweitig möglich.
Wenn meine ganze Klasse nr in einer WhatsApp Gruppe vernetzt ist, dann habe ich
aber keine Wahl. Ich muss um sozial integriert zu bleiben sowohl den
anbieter WhatsApp wählen als auch seine App verwenden.
Nur weil die Entscheidung eine Mehrheitsentscheidung ist, ist sie hier nicht
weniger Fragwürdig.Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, gerade weil es sich
hier um Entscheidungen im Rahmen eine Gruppendynamik handelt, sollte man
berücksichtigen:
Solange die Gruppe in der mehrheit beschließt diesen Anbieter zu verwenden, müssen
alle, die partizipieren wollen die vom Anbieter gestellten Zahlungbedingungen
akzeptieren. Das Kann Geld sein aber auch die analyse von Meta-Daten.
Meta-Daten sind z.B.:
- Mit wem tausche ich wann eine Nachricht aus.
- Wie oft schreibe ich, wie oft der andere? Gibt es hier muster?
- Schreibe ich erst viel auf WhatsApp und kurz darauf auf Facebook?
- Gibt es Korrelationen zwischen meiner beteiligung in einer Gruppe und meiner
- Statusänderung?
- In Welchen Gruppen bin ich, in welchen meine Kontakte.
- Wie viele meiner Kontakte sind nicht auf WhatsApp?
- Welche meiner Kontakte sind nicht auf WhatsApp?
Und 8. führt mich zu meinem dritten Punkt.
3. Gefahr der Weitergabe Personenbezogener Daten ohne Einwilligung
Wie kann mir WhatsApp wohl anzeigen wer in meinem Adressbuch alles auf WhatsApp
ist?
Die Antwort führt zu einem der großen Probleme im Umgang mit diesem Dienst.
Das komplette Adressbuch wird auf an die Server von WhatsApp gesendet und dort auf
übereinstimmungen Analysiert. WhatsApp erklärt zwar, dass es nur zum erkennen von
Kontakten, die den Dienst verwenden erfolgt, sichert sich aber auch ab. In den
Nutzungsbedingungen versichert der Benutzer, dass er die Erlaubnis seiner Kontakte
für diese Auftragsverarbeitung eingeholt hat.
Achtung
"ein Personen Statistik":Ich habe noch niemanden getroffen,
der mir das versichern konnte.
Ich fange aber auch netter weise keinen Streit an, wenn sich herausstellt,
dass ich auch im Adressbuch des Benutzers stehe, der WhatsApp verwendet.
Es gibt hier im einfachsten Fall nur die Möglichkeit WhatsApp keinen Zugriff auf
das Adressbuch zu gewähren. Dann allerdings kann man selbst keinen Chat mehr
beginnen und ist darauf angewiesen angeschrieben zu werden.
Man könnte sich auch mit den möglichkeiten des getrennten Arbeitsprofils, dass es
z.B. unter Android gibt auseinander setzen. Dazu schreibe ich im Detail vielleicht
die Tage noch was. Aber leider kann man nur ein solches Profil auf dem -smartphone
führen. Das Skaliert also nicht, wenn man entweder einen job hat, der eine solche
Trennung für unternehmensdaten erfordert oder mehrere dieser Dienste verwendet.
Fazit
Ganz bewusst habe ich eingangs erklärt, dass es schon immer, alternativen gab und
gibt. Es ist nicht komplizierter sich einen Jabber-Account einzurichten als
eine E-Mail Adresse. Einen guten Jabber-Client vorrausgesetzt ist es auch nicht
komplizierter sich über Jabber in Gruppenchats zusammen zu finden.
Der Schluss, wer whatsApp und co. meide, verweigere sich dem Fortschritt, ist nicht
zulässig, weil es ausreichend gute Gründe gibt lieber dezentrale/ interoperable
Alternativen zu verwenden.